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17. April 2014 | Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann

Wechselbad der Gefühle

Wer gestern Abend auf dem Balkon saß und dort den schönen Frühlingstag ausklingen ließ, wird sich nach Sonnenuntergang vielleicht doch rasch in die Wohnung zurückgezogen haben.

Denn nachdem die Sonne weg ist, wird es derzeit innerhalb kurzer Zeit spürbar kälter. Auch wenn so mancher Tag in diesem Frühling mit hohen Temperaturen vermuten ließ, dass es bereits Sommer ist, ist diese starke nächtliche Abkühlung ein Indiz dafür, dass der Frühling wirklich ein Frühling und kein Sommer ist.

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Schaut man sich beispielsweise den Temperaturverlauf von Oberstdorf
an, dann ist zu
erkennen, dass es zwischen gestern und heute Nacht einen
Temperaturunterschied von über 15 Grad gab. Heute soll es in der
Region mit einem Temperaturmaximum von über 13 Grad noch etwas wärmer
werden als gestern.

Welche Faktoren beeinflussen die Temperatur und sind damit für diese
großen Unterschiede am Tag und in der Nacht verantwortlich?

Einflussfaktor Nummer 1 ist die Bewölkung: Ist der Himmel nachts
klar, kann die Ausstrahlung (Wärmestrahlung) der Erdoberfläche
ungehindert aus der Atmosphäre entweichen, dadurch kühlt die Luft
stark ab. Befinden sich hingegen Wolken am Himmel, so werfen diese
ein Teil der Wärmestrahlung zurück, sodass die Temperatur weniger
stark zurückgeht und der Boden nicht so ausgeprägt auskühlt. Tagsüber
behindern die Wolken die Erwärmung eher, sodass es insgesamt an einem
wolkenlosen Tag einen größeren Tagesgang der Temperatur gibt als an
einem wolkenverhangenen Tag.

Nicht nur die Wolken, auch der Wind spielt beim Tagesgang eine Rolle:
Ist es windstill, so kühlt nachts der Erdboden aus und wird tagsüber
von der Sonne stark erwärmt. Weht hingegen ein frisches Lüftchen, so
werden die bodennahen Schichten mit den darüber liegenden vermischt
und der Tagesgang fällt entsprechend geringer aus.

Auch der Feuchtigkeitsgehalt in der Luft beeinflusst die Temperatur:
Trockene Luft mit weniger Wasserdampf kann stärker und schneller
auskühlen als feuchte Luft. Denn wenn feuchte Luft abkühlt, wird
Kondensationswärme frei (der enthaltene Wasserdampf kondensiert zu
Tröpfchen), die die Abkühlung "verlangsamt". Gleichzeitig kann
trockene Luft tagsüber stärker und schneller erwärmt werden als
feuchte Luft, da beim Verdunsten des Wassers der Umgebungsluft
Energie entzogen wird, was die Erwärmung wiederum "entschleunigt".

Dieses Zusammenspiel aus wenig Wolken, wenig Wind und trockener Luft
bescherte uns in den letzten Tagen die großen Temperaturunterschiede
zwischen Tag und Nacht. Da empfiehlt sich das alt bewährte
Zwiebel-Prinzip, bei dem man im Laufe des Tages mit zunehmender
Temperatur nach und nach eine Kleidungsschicht ablegen kann, die zu
späterer Stunde wieder übergezogen werden können.

An den Ostertagen wird dieses Prinzip nicht mehr derart vonnöten
sein, denn es fließt langsam eine wolkenreichere und damit feuchtere
Luftmasse ein, sodass die starken Amplituden der Temperatur
zurückgehen dürften...



© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD