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16. April 2014 | Dipl.-Met. Adrian Leyser

Frost im April bedeutet Stress für die Pflanzen

Viele werden es beim Gang aus der Haustür gemerkt haben. Es ist heute Morgen empfindlich kalt gewesen.

Bis zum Morgen sanken die Temperaturen in Deutschland sogar verbreitet in den frostigen Bereich. Im südbayerischen Lechfeld war es mit -5,2 Grad am kältesten, von den Hochlagen mal abgesehen (siehe dazu die Karte der Tiefsttemperaturen).

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Verantwortlich
dafür ist die zu Beginn der Woche eingeflossene kalte Luftmasse
polaren Ursprungs. Bedingt durch die Lage des Hochdruckgebietes
"Olaf" direkt über Deutschland, gab es nur geringe
Luftdruckgegensätze. Die daraus resultierenden windschwachen
Bedingungen verhinderten einen Abtransport dieser Kaltluft. In
Verbindung mit einem gering bewölkten Himmel konnte die Luft in der
vergangenen Nacht noch dazu stark auskühlen.

Gelegentliche Frostnächte sind im April eigentlich nichts Besonderes.
Dass aber derart großflächig Tiefsttemperaturen unter dem
Gefrierpunkt auftreten, ist durchaus beachtlich. Wirklich
problematisch wird der Nachtfrost allerdings erst im Hinblick auf die
bereits weit fortgeschrittene Vegetationsperiode. Darunter versteht
man die Zeitspanne, in der die Pflanzen aktiv wachsen, blühen und
fruchten. Denn viele der Pflanzen haben ihre Blüten und Blätter in
diesem Jahr um einiges früher entfaltet, als das auf Grundlage
langjähriger Beobachtungen zu erwarten ist. Der nachhaltige
Vegetationsbeginn macht selbst die sonst frostresistenten heimischen
Arten sehr anfällig für Frostschäden. Alljährlich bereiten sie sich
im Herbst auf den Winter vor, um selbst strengem Frost zu trotzen.
Der Laubabwurf ist dabei eine der Überlebensstrategien. Treten nun
recht früh und anhaltend frühlingshafte Temperaturen auf, beginnen
die Pflanzen vorzeitig mit der "Enthärtung" und wähnen sich in
Sicherheit vor frostigen Winterrückfällen. Kommt es aber so spät noch
zu Nachtfrösten, bedeutet dies einen "Kältestress". Dadurch werden
einige Blüten und Blätter derart geschädigt, so dass sie rasch eine
braune Färbung annehmen und in einem als verwelkt erscheinenden
Zustand abfallen.

Insbesondere in der Landwirtschaft können diese Frostschäden einen
Einbruch der späteren Ertragszahlen zur Folge haben. Es gibt aber
verschiedene Schutzmaßnahmen, die eine größere Schädigung verhindern
können. Beispielsweise werden gefährdete Pflanzenteile mit Stroh,
Tüchern oder Brettern abgedeckt. Bei Obstbäumen hilft auch eine
Beregnung bei Minustemperaturen. Das flüssige Wasser gefriert unter
anderem auch an den Blüten und bildet eine dünne Eisschicht. Beim
Gefrieren wird Wärme frei, so dass die Temperaturen unmittelbar an
den Blüten nicht wesentlich unter den Gefrierpunkt sinken.

Wirksame Schutzmaßnahmen müssen jedoch rechtzeitig durchgeführt
werden, was eine möglichst punktgenaue Vorhersage der
Tiefsttemperaturen erfordert. Deshalb gibt der Deutsche Wetterdienst
ab dem 1. April Warnungen für die breite Öffentlichkeit heraus, wenn
unterhalb von 800 Metern Höhe verbreitet Temperaturen unter 0 Grad
Celsius zu erwarten sind.

In der Nacht zum Gründonnerstag besteht insbesondere von der Mitte
bis in den Süden noch eine hohe Frostgefahr. Neue Tiefausläufer, die
sich von Nordwesten Deutschland nähern, führen ab Karfreitag wieder
mildere, feuchtere und damit wolkenreichere Atlantikluft heran, womit
die Frostgefahr - auch über die Osterfeiertage - deutlich geringer
wird.




© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD