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08. April 2014 | Dipl.-Met. Simon Trippler und Dipl.-Met. Sabine Krenovsky

Folgt dem zu warmen Winter und Frühling auch ein zu warmer Sommer?

Auch der vergangene März war in Deutschland wieder überdurchschnittlich warm, trocken und sonnig (siehe Pressemitteilungen vom 28. März 2014 unter http://www.dwd.de/presse) und der bisherige April steht ihm mit einer Durchschnittstemperatur in den ersten 7 Tagen mit 12,0 Grad 4,7 Grad über dem Mittelwert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 (7,3 Grad) in nichts nach.

Zudem waren die ersten 7 Tage mit 4,7 Litern Regen auf dem Quadratmeter weiterhin viel zu trocken (Mittel für 7 Tage: 13,8 Liter auf dem Quadratmeter). Beim Sonnenschein wurden mit 35,0 Stunden in etwa die sonst üblichen 35,8 Stunden erreicht. Nach dem ebenfalls viel zu milden Winter in Deutschland werden nun immer mehr Annahmen gemacht, dass der kommende Sommer doch ebenfalls zu warm, zu trocken und zu sonnig verlaufen, es also einen ähnlichen "Hitze-Sommer" wie 2003 geben könne.

Das Wetter dieses Frühlings lässt manche Sommerwetterfans schon hoffen.
Das Wetter dieses Frühlings lässt manche Sommerwetterfans schon hoffen.


Grundsätzlich ist dieser Gedanke natürlich naheliegend. Für das
Wetter in Deutschland sind aber so viele Faktoren zu berücksichtigen,
dass diese einfache Schlussfolgerung leider so nicht möglich ist. Das
bestätigen auch Langfristvorhersagen, die bis heute gerade über
Europa trotz Berücksichtigung vieler wichtiger Parameter nur vage
Ergebnisse liefern.

Da wir mithilfe der Langfristvorhersagen nur trendmäßige Aussagen,
also keine explizite Sommervorhersage für das Wetter in Deutschland
machen können, kann ein eher statistischer Ansatz uns die eingangs
gestellte Frage vielleicht besser beantworten: Wie sah das Sommerwetter in
der Vergangenheit aus,
wenn der März und der April überdurchschnittlich warm, zu trocken und
sehr sonnig waren?

Ein gutes Beispiel dafür ist das Jahr 2007: Der März war auch etwa
2,6 Grad wärmer als im Schnitt, der April sogar um 4,2 Grad. Beide
Monate zeigten sich auch viel trockener und sonniger als üblich. Im
Sommer 2007 allerdings folgte dann "Magerkost": Bei der Temperatur
gab es
lediglich eine positive Abweichung von 0,9 Grad, dafür regnete es 31
% mehr als üblich und die Sonne schien 5 % weniger als sonst
(berücksichtigt wurden die meteorologischen Sommermonate Juni, Juli
und August).

Auch im Jahr 2011 war es im März 1,5 Grad und im April sogar 4,2 Grad
wärmer als in der Referenzperiode. Dazu regnete es kaum und die Sonne
schien viel häufiger. Der Sommer 2011 war dann aber im Sinne der
Badewetterfreunde kaum beachtenswert: Nur 0,5 Grad wärmer als sonst
regnete es 26 % mehr als üblich bei 10 % weniger Sonnenschein.

Ein entgegengesetztes Beispiel liefert uns das Jahr 2003: Der März
schlug mit 1,9 Grad wärmer als sonst zu Buche, der April immerhin
noch mit 1,0 Grad. Beide Monate waren deutlich zu trocken und zu
sonnig. Ihnen folgte dann ein "Rekord-Dauerhitze-Sommer", in dem
zumindest alle Badewetterliebhaber voll auf ihre Kosten kamen: 3,3
Grad wärmer als sonst, 37 % weniger Niederschlag und 27 % mehr
Sonnenschein. Gleichzeitig stöhnten aber all diejenigen, die mit so
lange andauernden "Hitzewellen" gesundheitliche Probleme haben und
vor allem auch diejenigen, die für ausreichende Bewässerung von
landwirtschaftlich genutzten Flächen und die Abwendung von
Waldbrandgefahren zu sorgen hatten.

All diese klimatologischen Auswertungen zeigen aber auch: Ein
deutlich zu warmer Frühling muss noch lange keinen deutlich zu warmen
Sommer zur Folge haben. Nachdem die letzten zehn Sommer (2004 bis
2013) kaum mehr aus dem Rahmen fielen, auch wenn durchaus mal längere
Schönwetterperioden mit sommerlichen Temperaturen über 30 Grad
aufgetreten sind, kann es auch mal wieder einen Sommer wie
in 2003 mit all seinen "Sonnen- und Schattenseiten" geben. Vorher
sollte es aber ruhig einmal richtig "schütten", denn die Vegetation
braucht zurzeit dringendst Wasser.

Für das Public-Viewing bei der in diesem Sommer anstehenden
Fußball-WM in Brasilien mit überwiegend nächtlichen
Fernseh-Übertragungen der Spiele in Europa wären natürlich sommerlich
warme Abend- und Nachttemperaturen um die 25 Grad bei ruhigem,
trockenen Wetter "das Tüpfelchen auf dem i".




© Deutscher Wetterdienst

Bild: Simon Trippler, DWD