01. April 2014 | Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Seenebel kontra Sonne und sommerliche Temperaturen
Die Meteorologen überschlagen sich derzeit bei ihren Ausführungen, denn die Begriffe "Sonne", "warm", "freundlich" oder "sommerliche Temperaturen" dominieren zurzeit die Wettervorhersagen.
Für den kommenden Donnerstag wird nun sogar in Teilen des Landes bei weiterhin meist freundlichem Wetter der erste Sommertag (Höchstwerte über 25 Grad) erwartet. Schon am letzten Wochenende nutzten viele Mitbürger das tolle sonnige und sehr milde Wetter für einen Ausflug ins Freie. Eisdielen und Biergärten haben schon früh im Jahr Hochkonjunktur.
Doch trifft dies auf ganz Deutschland zu?
Die Antwort ist leider: nein! Von Borkum bis Rügen entlang der
deutschen Küsten sowie in deren Umfeld sind die Temperaturen nur auf
sehr verhaltenem, für die Jahreszeit sogar recht kühlem Niveau
verblieben. Schuld daran ist dort der sogenannte Seenebel, der
verhindert, dass die Sonnenstrahlen bis zum Boden gelangen und die
Landschaft in ein Dauergrau einhüllt.
Doch wie entsteht dieses Phänomen?
Seenebel bildet sich, wenn die Wasseroberflächen deutlich kälter sind
als die darüber liegenden Luftschichten. Das kalte Wasser kühlt dann
die unteren Luftschichten ab. Da kältere Luft weniger Feuchte
aufnehmen kann, erreicht die Luft bezüglich des aufnehmbaren
Wasserdampfes schnell die Sättigung (100% Luftfeuchtigkeit).
Nachfolgend kondensiert das Wasser in der salzhaltigen Luft und es
bilden sich kleine Wolkentröpfchen. Es entsteht Nebel. Je größer die
Temperaturunterschiede zwischen Wasser und Luft sind, umso mächtiger
kann sich der Nebel ausbilden. Bei tagsüber meist auflandigem Wind
(Seewind; Wind von der See aufs Land) wird dann der Nebel schließlich
auf das Land transportiert.
Ein solcher Seenebeleinbruch an der Küste ist mit einer erheblichen
und oft auch plötzlich auftretenden Verschlechterung der Sicht sowie
einem markanten Temperaturrückgang verbunden. Zudem gibt es häufig
auch eine deutliche Helligkeitsreduktion, was vor allem im
Straßenverkehr zu erheblichen Behinderungen führen kann. In
Deutschland ist diese Nebelform vor allem im Spätfrühling an der
Ostsee anzutreffen und wird durch Warmluftzufuhr aus dem
südeuropäischen Raum begünstigt.
Diese meteorologischen Bedingungen sind auch derzeit erfüllt. Wie
schon gestern im "Thema des Tages" beschrieben wurde, wird
vorderseitig eines ausgeprägten Tiefdrucksystems über dem östlichen
Atlantik mit einer kräftigen südlichen Strömung warme Luft von
Nordafrika über das westliche Mittelmeer bis nach Mitteleuropa
geführt. Im Vergleich dazu konnte sich das Wasser der Nord- und
Ostsee in diesem Frühling noch nicht stark genug erwärmen, sodass
große Temperaturgegensätze zwischen Wasser und Luft auftreten.
Während sowohl im Landesinneren von Dänemark als auch von
Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern
Lufttemperaturen von 12 bis 16 Grad gemessen werden, liegen die
Wassertemperaturen meist bei lediglich 5 Grad. Der Nebelbildung steht
also nichts im Wege. Der gleichzeitig östliche Bodenwind verfrachtet
diesen dann entlang der Ostseeküste fast über das komplette Gebiet
Schleswig-Holsteins hinweg. Auch die küstennahen Bereiche der Nordsee
liegen häufig wie in Watte eingepackt im Dauergrau. Bei Höchstwerten
von nur 7 bis 12 Grad ist dort von Frühling wenig zu spüren.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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