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15. Februar 2014 | Dipl.-Met. Christoph Hartmann

Vorzeichenfehler

15. Februar und verbreitet über plus 10 Grad morgens um 7 Uhr. Eigentlich erwartet man eher minus 10 Grad um diese Zeit.

Warum rechnen wir Meteorologen eigentlich mit so kaltem Wetter?
Auch die Februarvorhersage, die im Internet bereits im September
verbreitet wurde, verkündete:
"Im Februar schlägt die russische Kältepeitsche am heftigsten zu".
Dieser Vorhersage ist eigentlich recht gut, aber auch keine Hexerei.

Denn im Februar gibt es eine statistisch signifikante Singularität,
"Spätwinter" genannt. Sie tritt etwa in 60% aller Jahre auf.
Eine Singularität ist ein Witterungsregelfall, der sich durch eine
signifikante Abweichung des erwarteten Wetterablaufes auszeichnet.
Z.B. das Weihnachtstauwetter oder früher mal die Eisheiligen, die
sich inzwischen zu den "Schweißheiligen" gewandelt haben.
Aufgrund ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit taugen die Singularitäten
aber nicht für eine Wettervorhersage.

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Woran erkennt man eine Singularität bei der Temperatur?
Der natürliche Temperaturverlauf hängt normalerweise hauptsächlich
vom Sonnenstand ab. Daher erwartet man, dass im Laufe des Februars
die durchschnittlichen Temperaturen unter geringen Schwankungen
allmählich steigen.
Während einer Singularität wird dieser Verlauf im vieljährigen Mittel
aber deutlich unterbrochen.

So auch beim Spätwinter im Februar, bei dem ein stabiles Hoch über
Osteuropa zwar nur in 60% aller Jahre, aber dann mit so großer Wucht
Kaltluft nach Deutschland schafft, dass es sich in den langjährigen
Temperaturreihen deutlich und statistisch signifikant niederschlägt.
Daher werden dann trotz höheren Sonnenstandes im Mittel wieder
Temperaturen erreicht, die im Bereich der langjährig gemittelten
kältesten Temperaturperiode im Januar liegen können.

Diese Singularität tritt in ganz Deutschland etwa zwischen dem 12.
und 22. Februar auf.
In Hamburg steigen die Mitteltemperaturen (1961-2013) von etwas über
ein Grad Anfang Februar auf gut 3 Grad Ende Februar. Während des
Spätwinters gehen die Werte auf unter 0,5 Grad zurück. Das Minimum
finden wir am 17. mit 0,19 Grad.
In Berlin ist es etwa ein halbes Grad kälter, das Minimum liegt dort
am gleichen Tag mit -0,07 Grad.
Auch in Deutschlands winterwärmster Region, dem Nordwesten finden wir
den Spätwinter. Dort steigen die Februartemperaturen von gut 2 auf
über 4 Grad, der im Mittel kälteste Tag ist mit etwa 1,5 Grad der 14.
Februar.
Die Temperaturen in Süddeutschland verhalten sich ähnlich.
Da sie aber vor dem direkten Zustrom der osteuropäischen Kaltluft
durch die Mittelgebirge etwas geschützt sind, ist die Ausprägung
nicht ganz so deutlich, aber auch hier signifikant. In München
beispielsweise steigen die Temperaturen von etwas über null auf gut
zwei Grad, am 14. Februar finden wir das Minimum bei 0,23 Grad.

Wir sehen also, die Vorhersage einer Kälteperiode Mitte Februar ist
alles andere als Hexenwerk. Über deren Wert im Einzelfall belehrt uns
allerdings heute der Blick auf das Thermometer.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD