20. Januar 2014 | Dipl.-Met. Christian Herold
Wann kommt der Winter?
Gestern wurden in Garmisch-Partenkirchen frühlingshafte 15,9 °C gemessen. Der Januar ist bisher 4,9 Grad zu warm und somit bis jetzt der zweitwärmste seit den Wetteraufzeichnungen. Und auch der Dezember war deutlich zu warm.
Ursache dafür war, dass sich Anfang Dezember über Kanada ein
Kaltluftpol gebildet hat. Diese kalte Luft floss ständig über
Neufundland bis in den Westatlantik aus. Dadurch konnten sich
zwischen Neufundland und Grönland immer wieder kräftige
Tiefdruckgebiete bilden, die ostwärts ziehen und Europa auf ihrer
Ostflanke mit einer südwestlichen Strömung mit milder Luft versorgen.
Diese Strömungskonstellation ist die Ursache für die meist deutlich
zu milden Winter in Mitteleuropa. Sie hält in diesem Winter seit
Mitte Dezember im Wesentlichen mit nur kleinen Modifikationen an. So
war der Winter bis auf eine kurze kühle Periode Anfang Dezember in
den meisten Gebieten Mitteleuropas bisher ein Totalausfall. Setzt
sich diese Witterung weiter fort, so könnte es in den Mittelgebirgen
der schneeärmste Winter seit mindestens 1990 werden.
Doch wie geht es mit unserem Winter weiter? Wird es jetzt kalt? Wenn
der Winter im Dezember und Januar ausbleibt, kommt er dann im Februar
oder sogar noch im März? Oder kann der Winter auch total ausfallen?
Die bereits erwähnte Strömungskonstellation ist sehr stabil. Der
Kaltluftpol befindet sich weiterhin über Kanada. So führen
atlantische Tiefdruckgebiete auf ihrer Ostflanke auch weiter milde
Luft aus Südwesten Richtung Europa. Aber zur Wetterlage im Dezember
gibt es einen eventuell entscheidenden Unterschied: über Sibirien und
Skandinavien hat sich Kaltluft angesammelt, die sich an der
Südostflanke eines Skandinavienhochs langsam Richtung Mitteleuropa in
Bewegung setzt. Diese Luft streift den Osten Deutschlands, sodass es
dort bereits ab heute leichten Dauerfrost und im weiteren Verlauf
auch etwas Schnee geben kann. Aber auch im übrigen Deutschland gehen
die Temperaturen auf ein für die Jahreszeit normales Niveau zurück.
So wird es mit einem rekordwarmen Januar voraussichtlich nichts
werden. Ob sich die Kälte dann zum nächsten Wochenende bei uns
einnistet, oder ob sich erneut mildere Atlantikluft durchsetzt kann
man derzeit noch nicht sagen.
Über den Februar und den März lässt sich mittels Wettermodellen keine
Aussage treffen. Denn einen groben Wettertrend kann man nur maximal
bis zu 10 Tage angeben. Bemüht man aber die Statistik, so stellt man
fest, dass in den Jahren, in denen der Dezember und der Januar
deutlich zu warm waren, in nur etwa 35 % der Fälle der Februar oder
der März zu kalt wurden. Dabei ist das Spektrum recht weit gefächert.
Der Winter 2011/2012 verlief zum Beispiel im Dezember und Januar bei
ähnlicher Zirkulation wie in diesem Winter deutlich zu warm. Anfang
Februar führte dann ein Russlandhoch kontinentale Arktikluft zu uns,
die für einen der heftigsten Kaltlufteinbrüche seit den
Aufzeichnungen sorgte. Bei Temperaturen bis zu -29 °C wurden in
Deutschland zahlreiche Rekorde gebrochen. Nach dem rekordwarmen
Winter 2006/2007 hielt die warme Wetterlage sogar bis Mai an. Dies
zeigt, dass noch alles möglich ist. Ein Winter ohne Kaltlufteinbruch
mit Schnee bis in tiefe Lagen ist jedoch sehr selten. Selbst im
Rekordwinter 2006/2007 gab es Ende Januar zumindest eine kalte Woche,
in der es auch im Flachland Schnee gab. Zum Beispiel fiel im Winter
1989/1990 ab Mitte Dezember im größten Teil Deutschlands überhaupt
kein Schnee mehr, sodass es nicht das erste Mal wäre, wenn der Winter
auch in diesem Jahr in tiefen Lagen schneefrei bliebe.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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