17. Januar 2014 | Dipl.-Met. Christian Herold
Saharastaub statt Schneeflocken
Mitte der Woche zeigte sich in den ostdeutschen Mittelgebirgen zumindest ein Hauch von Winter. Ein Tiefausläufer führte vorübergehend polare Meeresluft heran, in der es dort oberhalb von 600 m 3 - 10 cm Neuschnee gab.
Doch dieser Wintereinbruch ist schon wieder vorbei. Ein kräftiges Skandinavienhoch, dessen Einflussbereich fast über ganz Osteuropa reicht und mit sibirischer Kaltluft angefüllt ist, blockiert wie ein Bollwerk die West-Ostzugbahn der atlantischen Tiefdruckgebiete. Diese sibirische Kaltluft bleibt für uns zunächst unerreichbar, denn die Tiefdruckgebiete müssen weit nach Süden bis ins Mittelmeer ausweichen. Ihr Einflussbereich reicht am Wochenende bis nach Nordafrika hinunter, dabei führen sie auf ihrer Ostflanke mit einer südlichen Strömung Saharaluft in den Südosten Deutschlands. Diese Luft ist mit Saharastaub angereichert. Im Durchschnitt gelangt der Saharastaub innerhalb eines Jahres 5- bis 15-mal bis nach Mitteleuropa. Dabei werden in der Sahara die Staubpartikel durch starke Winde in die Höhe gewirbelt und dann mit einer kräftigen südlichen Höhenströmung über weite Strecken nach Norden transportiert.
Pro Jahr werden dabei etwa 1 Milliarde Tonnen Staub verblasen. Die
Sahara bildet somit die größte Quelle von Mineralstaub auf der Erde,
der etwa 50 % der Staubpartikel in der Atmosphäre ausmacht.
Wüstenstaub besteht größtenteils aus Quarz (Sand) und hat Einfluss
auf das Klimasystem. Er beeinflusst die Sonneneinstrahlung sowie die
Wolken- und Niederschlagsbildung. Doch nicht nur für das Wetter und
Klima sind diese Staubpartikel von Bedeutung, sie wirken zudem als
Düngemittel für Pflanzen. Zum Beispiel wird durch den Mineralstaub
aus der Sahara das Plankton in den Ozeanen gedüngt. An der Südflanke
des subtropischen Hochdruckgürtels wird der Saharastaub sogar bis in
den südamerikanischen Urwald transportiert, wo er der dortigen
Pflanzenwelt wertvolle Nährstoffe liefert.
Bei starken Ausbrüchen lässt sich Saharastaub auch an einer milchig
weißen Trübung des Himmels erkennen. Besonders gut lässt sich der
Saharastaub bei Sonnenauf- und -untergängen beobachten. Denn dann
erscheint die Sonne durch die gleichmäßige Streuung an den
Staubpartikeln weiß anstatt rot. Meist hält sich die Staubschicht in
einer Höhe von 2 bis 4 km. Oft kommt sie jedoch auch am Boden an. Im
Winter kommt es dann bei höherer Konzentration in den Alpen häufig
zur Ockerfärbung des Schnees.
Besonders stark wird der Saharastaubausbruch am Wochenende wohl nicht
ausfallen. Durch die Saharaluft ist in der Höhe mit einer kräftigen
Erwärmung zu rechnen, sodass zum Beispiel auf dem Großen Arber (1456
m) am Sonntag bis zu 8 Grad erwartet werden. Am Boden kann sich die
warme Saharaluft nicht durchsetzen.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: Claudia Hinz (Bergwetterwarte Fichtelberg)
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