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01. Januar 2014 | Dipl.-Met. Lars Kirchhübel

Wie war das Wetter an Neujahr vor 25 bzw. 50 Jahren?

Derzeit herrscht in Deutschland eine typische Westwetterlage vor. Über dem Atlantik können sich wiederholt starke Tiefdruckgebiete ausbilden, die sich im weiteren Verlauf über die Britischen Inseln hinweg in Richtung Norwegen verlagern.

Ein Beispiel für die doch sehr aktive zonale Strömung über dem Atlantik. Auf dieser Autobahn können die Tiefs rasch nach Osten geführt werden.
Ein Beispiel für die doch sehr aktive zonale Strömung über dem Atlantik. Auf dieser Autobahn können die Tiefs rasch nach Osten geführt werden.


Dabei bildet sich eine kräftige westliche bis südwestliche Strömung über Deutschland aus, die meist feuchte und nur mäßig kalte maritime Luft heranführt. Vorübergehender Zwischenhocheinfluss wird dabei von wechselhaften Witterungsabschnitten eingerahmt.

Nachdem das neue Jahr in weiten Teilen Deutschlands mit leichten
Niederschlägen begann, werden heute im Tagesverlauf die trockenen
Phasen länger. Nur vereinzelt fallen noch ein paar Tropfen, die im
Osten örtlich auch noch am Boden gefrieren können. Bevorzugt an den
Alpen kann die Sonne auch länger scheinen. Doch schon zum Abend
ziehen aus Westen wieder dichte Wolken auf, die nachfolgend wieder
neuen Regen mit sich bringen. Die Temperaturen liegen mit Werten
zwischen 0 und 10 Grad landesweit auf einem für die Jahreszeit zu
warmen Niveau. Auch nachts wird es lediglich in den südöstlichen
Regionen frostig. Von Winter ist also weiterhin nichts zu sehen.

Doch wie war es vor 50 Jahren?

Ein Rückblick in die Vergangenheit zeigt uns eine ähnliche
Großwetterlage. Am 01.01.1964 entwickelte sich über dem Atlantik
ebenfalls ein kräftiges Tiefdruckgebiet, welches einen Kerndruck von
unter 950 hPa aufwies. Vorderseitig konnte sich von der Iberischen
Halbinsel über Südfrankreich hinweg bis nach Osteuropa eine
Hochdruckbrücke ausbilden, die sich im weiteren Verlauf insbesondere
über Mitteleuropa verstärkte. Das Tiefdruckgebiet wurde nachfolgend
auf dem Weg nach Osten gebremst und nach Norden geführt. Lediglich
die Nordhälfte Deutschlands lag an Neujahr 1964 noch unter
Tiefdruckeinfluss. Dort dominierte somit wechselhaftes und nasskaltes
Wetter. Bei meist starker Bewölkung fiel häufig leichter Regen. An
der Ostseeküste sowie im Bergland gab es etwas Schnee oder
Schneeregen. Nach Süden zu machte sich zunehmend hoher Luftdruck
bemerkbar. Nur noch vereinzelt gab es ein paar Tropfen oder Flocken.
Gebietsweise konnte sich aber auch die Sonne gegen die Wolken
durchsetzen. Allerdings musste im Süden ähnlich zu den derzeitigen
Verhältnissen mit Nebel gerechnet werden. Die Höchsttemperaturen
lagen dabei zwischen 1 und 7 Grad. Im Bergland wurden um 0 Grad
erreicht.

Die Verhältnisse vor 50 Jahren lassen sich also durchaus mit der
derzeitigen Situation vergleichen. Die Temperaturen lagen in einem
ähnlichen Bereich. Auch die zeitweiligen Niederschläge sind gut
übertragbar. Unterschiede werden erst im weiteren Verlauf erkennbar.
Während sich vor 50 Jahren die Wetterlage umstellte und sich ein
ausgeprägtes Hochdruckgebiet über Deutschland aufbaute, bleibt uns im
Januar 2014 vorerst die Westwetterlage mit überdurchschnittlich
milden Temperaturen und wiederholten Regenfällen erhalten.

Und wie war es vor 25 Jahren? War es an Neujahr 1989 in Deutschland
winterlich?


Diese Frage ist muss ebenfalls mit "Nein" beantwortet werden. Zwar
lag damals an Neujahr 1989 eine komplett andere Wetterlage vor, doch
erreichten die Temperaturen ähnlich hohe Werte wie am heutigen
Neujahrstag. In weiten Teilen Europas dominierte ein ausgeprägtes
Hochdruckgebiet mit Zentrum über dem Ärmelkanal das Wettergeschehen.
Deutschland lag daher leicht östlich von diesem. Grundsätzlich blieb
es schwachwindig. In der Höhe herrschte eine leichte nordwestliche
Strömung vor. Somit floss insbesondere in die nördlichen Regionen des
Landes von der Nordsee erwärmte Luft ein. Durch Absinken der Luft im
Hoch bildete sich eine für den Winter typische Hochnebeldecke aus.
Resultierend blieb es fast im ganzen Land trüb. Häufig fiel auch
etwas Regen oder Sprühregen. Für sonnige Abschnitte musste man die
südlichen Regionen aufsuchen und gleichzeitig hoch hinaus. Nur
oberhalb von etwa 800 m schien die Sonne längere Zeit. Die
Temperaturen stiegen am Tag auf Werte zwischen 1 Grad im Süden
Bayerns und knapp 9 Grad im Küstenumfeld. Frostig war es lediglich im
höheren Bergland Süddeutschlands.

Also waren auch vor 25 Jahren die Wetterverhältnisse an Neujahr wenig
winterlich und erinnerten eher an einem trüben Novembertag. Zumindest
blieb es mit Ausnahme von zeitweiligem Sprühregen trocken. Allerdings
konnte sich die Sonne in Lagen unterhalb von 800 m auch nicht zeigen.


Besonders kalte Jahresstarts lassen sich in den Jahren 1997 und 1979
finden. In beiden genannten Jahren lag zum Jahreswechsel ein mehr
oder weniger ausgeprägtes Hochdruckgebiet über den Britischen Inseln.
Gleichzeitig konnte sich südlich (1997) bzw. südöstlich (1979) davon
ein Tiefdruckwirbel festsetzen. Infolgedessen wurden mit einer
starken östlichen bzw. nordöstlichen Strömung sehr kalte Luftmassen
aus polaren Regionen angezapft. Insbesondere in Norddeutschland
traten zudem starke Schneefälle und Verwehungen auf.

Für die wärmsten Jahreswechsel muss man nicht so weit in die
Vergangenheit gehen. Diesbezüglich ragen die Jahre 2007 und 2012
heraus. Aber auch 1960 kann in Teilen Deutschlands bei den
Wärmerekorden noch mithalten. In allen genannten Jahren herrschte am
Neujahrstag eine starke Westwetterlage mit wiederholten
Niederschlägen, Sturm und milden Temperaturen vor. Für alle
Winterfreunde sei es ein Trost, dass es im Vergleich zum heutigen
Neujahrtag noch wesentlich wärmer geht.

Damit wünsche ich allen Lesern ein frohes und gesundes neues Jahr.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD