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27. Dezember 2013 | Dipl.-Met. Martin Jonas

"Ober" sticht "Unter"

So ist das beim Kartenspiel - "Ober" sticht "Unter", und sei es noch so knapp. Und so ist das manchmal auch bei der Wahrnehmung - da sticht etwas ins Auge, und alles drum herum wird vernachlässigt.

In den vergangenen Tagen (und Wochen) ist genau das auch beim Wetter
zu beobachten gewesen. Auf dem Atlantik haben sich die Sturm- und
Orkantiefs die Klinke in die Hand gegeben, und in der Folge war der
Wind das dominierende Thema. Während also allenthalben über
CHRISTIANs, XAVERs, DIRKs und ERICHs diskutiert wurde, hatte der Rest
des Wetters kaum eine Chance, angemessen wahrgenommen zu werden.

War da noch was? Ja, denn die "Bescherung" über Weihnachten brachte
nicht nur kratzende Socken von Oma und Berge von Braten und Kuchen,
sondern auch einiges an Niederschlag, vor allem im Südwesten
Deutschlands. Nebenstehend finden Sie eine Karte mit ausgewählten
Niederschlagsstationen. Dabei handelt es sich um die
Niederschlagssummen des Heiligen Abends und der beiden
Weihnachtsfeiertage (72-stündige Summen bis um 00 Uhr MEZ in der
vergangenen Nacht).

Zum Vergrößern bitte klicken
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Spitzenreiter - zumindest bei der Betrachtung der absoluten Summen -
ist die Station Malsburg Marzell mit 71,7 mm (Liter pro Quadratmeter)
in drei Tagen. Das ist immerhin knapp die Hälfte des im vieljährigen
Mittel im Dezember an dieser Station zu beobachtenden Niederschlages
von 161 mm. Prozentual sogar "noch besser bedient" wurden die
Stationen an/auf der Schwäbischen Alb. So entsprechen die 34,7 mm in
Metzingen sogar 58% des dortigen Dezember-Durchschnitts von 60 mm.
Dabei bleibt auch festzuhalten, dass Frau Holle wohl im
Weihnachtsurlaub (Brückentage?) gewesen ist, denn wie ließe es sich
sonst erklären, dass es nur in den Hochlagen geschneit, ansonsten
aber durchweg geregnet hat?

Aber nicht nur in Baden-Württemberg, wo alle oben erwähnten Stationen
liegen, sind die Weihnachtstage gebietsweise "ins Wasser" gefallen.
Auch die Niederschläge zwischen Unterfranken und der Eifel sowie
zwischen Neckar und Rothaargebirge dürften nur auf den wenigsten
Wunschzetteln gestanden haben. Dabei kam "vom Himmel hoch" so viel
herunter, dass der Verwandten- oder Kirchenbesuch per pedes kaum oder
nur unter erschwerten Bedingungen möglich war.

Aber was kümmert uns der Regen von gestern? Schließlich steht
Silvester vor der Tür, und für Raketen und Böller sollte es doch
trocken sein! Diesem Wunsch scheint das Wetter entsprechen zu wollen.
Wenn überhaupt, dann gibt es nur wenig Regen, und gebietsweise klart
es in der Neujahrsnacht sogar auf.

Und die weiteren Aussichten? Da bleibt es wechselhaft und windig, ein
echter Wintereinbruch ist nicht in Sicht. Vielmehr gibt es erste -
vage und mit Vorsicht zu genießende - Hinweise darauf, dass am ersten
Wochenende des neuen Jahres ein weiteres Orkantief das Wetter
dominiert. Da könnte es mit der Wahrnehmung wieder laufen wie in den
vergangenen Wochen - und der Wind als "Ober" erneut den Stich gegen
die übrigen Wettererscheinungen machen.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD